Einführungsrede von Dr. Stefan Vöhringer anlässlich der Ausstellung in der Akademie Sankelmark vom 24. April bis 17. Juni 2009

Einstieg:

Die Rapsfelder beginnen zu blühen und passend dazu präsentiert sich Farbenspiel, Farbenfrohe, farbenfröhlich Akademie – so noch nie!

Wie raumprägend Kunst sein kann!

Ganz neues Raumgefühl beim Weg durch den Gang.

Walter Gropius: "Bunt ist meine Lieblingsfarbe."

"Farben waren mir ein Glück, und mir war es als ob sie meine Hände liebten."
Emil Nolde

"Die Menschen empfinden im Allgemeinen eine große Freude an der Farbe.
Das Auge bedarf ihrer, wie es des Lichts bedarf."

Johann Wolfgang von Goethe

"Mann muss Farbe gesehen haben, ja man muss sie sehen, um sich von der Herrlichkeit dieser kraftvollen Phänomens einen Begriff zu machen."
Johann Wolfgang von Goethe

Vita Uwe Svensson / Weg zur Kunst

Mit Uwe Svenssons „GesamtKunstWerken“ präsentiert die Galerie der Akademie Sankelmark Arbeiten eines Künstlers der in der Region des nordöstlichen Schleswig-Holstein eng verwurzelt ist.

Geb. 1. April 1941 in Eckernförde
Lehre als Buchbinder
1966 Prüfung als Buchbindermeister
1968 Werkstatt für Bibliothekseinbände
1974 Gründung einer PrivatGalerie mit BilderEinrahmungsWerkstatt, die seit 1984 den Namen „KUNSThAUS ECKERNFÖRDE“ trägt und die älteste Galerie in Schleswig-Holstein ist, die erste, die außerhalb der großen Städte sich um Kunst verdient gemacht hat.

Dazu, wie der Buchbindermeister zur Kunst kam, hat Uwe Svensson in einem Rundfunkinterview einmal bemerkt: "Der Buchbinderberuf hat sowieso viel mit Kunst zu tun; mein Kunstinteresse bestand eigentlich schon immer. Ich bin ein Museumsgänger und wollte hier in Eckernförde eine solche Einrichtung schaffen."

Offenbar angeregt durch die Ausstellungen und vielen Exponate und durch Gespräche mit den Künstlern in seiner Galerie begann Svensson eine eigene Kunstproduktion:

10 Jahre experimentierte er im stillen Kämmerlein, dann folgte eine rege Ausstellungstätigkeit in Galerien und Museen von Nordenham, Berlin, Stuttgart, Mühlacker, Hamburg, Waren an der Müritz, Schneverdingen, ja sogar im Stadtbild seiner Heimatstadt Eckernförde war Uwe Svensson mit seinen Arbeiten präsent: Er hat sie in Schaufenstern zahlreicher Geschäfte als belebende Element präsentiert.

Wie eingangs bereits angedeutet dominiert in Uwe Svenssons Gemälden die Farbe, weniger Kontur oder Zeichnung. Man könnte sagen: seine Bilder leben aus der Farbe, sie ist Svenssons Hauptstilmittel und der wichtigste Bedeutungsträger; Farben von bis.
Dabei wirkt die Verteilung von Massen und Formen auf den ersten Blick wie zufällig; tatsächlich ist sie wohlkalkuliert; Svensson über die Planung seiner Bilder: "Es gibt keine unbewussten Elemente in meinen Bildern. Ich steuere ganz genau, wo und wie ich die Farbe einsetze."

Die Farbe tritt bei Uwe Svensson zunächst als ebener/planer Hintergrund auf.

Darauf wird dann getröpfelt, geschabt, gewischt, so dass ein Wechselspiel von Ruhe und Bewegung entsteht; zusätzliche Materialien wie Sand oder nicht ungewagt sogar Kronkorken. Durch den Zusatz von Lösungsmittel bringt Svensson die Farben zum Fließen.

Wechsel von Ruhe und Bewegung



An der Staffelei können solche Bilder nicht entstehen, er arbeitet vorwiegend an liegenden Bildträgern. Dabei verzichtet Svensson meistens auf traditionelle Mittel wie den Haarpinsel, sondern arbeitet stattdessen mit Spachtel, Abdeckungen, diversen Pinseln und und.

Mindestens genauso wichtig wie die Farbe für Uwe Svensson Bilder ist aber die Verbindung von Bild und Rahmen.

Vincent Van Gogh: "Ein Bild ohne Rahmen ist wie ein Körper ohne Seele."

Svensson nennt seine Werke bewusst "GesamtKunstWerke". Bild und Rahmen als unzertrennliche, organische Einheit; der Rahmen ist dem Bild nicht untergeordnet und das Bild nicht dem Rahmen. Ihre Zusammenstellung ist nicht beliebig oder illustrativ, sondern sie gehören zusammen und ergänzen sich gegenseitig.

Uwe Svensson in seiner kleinen Fibel "Die Kunst, ein Bild zu rahmen", für alle Kunstfreunde eine lesenswerte Schrift: "Kleider machen Leute" sagt der Volksmund sprichwörtlich. Kleider dienen nicht allein praktischen Zwecken – Schutz vor Hitze und Kälte – sondern auch unserer Selbstdarstellung. Im gewissen Sinne sind Rahmen für Bilder das, was Menschen mit Ihrer Kleidung widerspiegeln wollen. Stellen wir uns ein Gemälde vor, gemalt in Öl und gespannt auf einen Keilrahmen. Man könnte es ohne Rahmen aufhängen. Doch, ein Bild ohne Rahmen wirkt nackt, schutzlos und kann seine Ausdruckskraft gegenüber kunstfremden Objekten ringsum nicht entfalten.

In der Akademie Sankelmark sind 44 GesamtKunstWerke zu sehen, die eine Art Querschnitt aus dem Schaffen Svenssons darstellen. Von an Emil Nolde erinnernden Landschaften bis zu abstrakten, wie ich meine, leicht ironischen Darstellungen.

Am Anfang des künstlerischen Schaffens von Uwe Svensson standen Landschaften, wie auch einige hier in der Ausstellung zu sehen sind.

Norddeutsche Landschaften, darunter Himmelslandschaften von Noldescher Intensität.
Kräftige, bewegte Himmel.

Vielleicht liegt man gar nicht so fehl Svenssons GesamtKunstWerke insgesamt als Farblandschaften zu charakterisieren, auch die keine Landschaften abbilden sondern das "erzählende Bilder" sind, "die einen Bezug zu bestimmten Personen, zu Nachrichten, Meinungen und Erlebnissen in Form und Farbe ausdrücken."

Uwe Svensson hat seine Werke mit konkreten Titeln versehen. Eigentlich wirken Svenssons Werke auch ohne Titel. Dazu der Künstler: "Die Titel sind eigentlich nur als Sehhilfe gedacht. Andere Titel sind möglich, gelegentlich sogar angebrachter."

Doch wird im Zusammenspiel von Titel und Malerei der humorvolle Zug vieler SvenssonBilder dem Betrachter erst wirklich bewusst, so dass es sich bei der Betrachtung der Arbeiten anbietet zunächst auf die Bilder selbst zu schauen, und erst nach einer gewissen Betrachtungsdauer auf den Titel zu schauen.

Uwe Svenssons unkonvetionellen Bilder reizen zum Dialog.
Bekanntermaßen gehören dazu immer zwei.
Nun liegt der Ball bei Ihnen und dabei wünsche ich viel Vergnügen.

Dr. Stefan Vöhringer