Rundfunkbericht über Uwe Svenssons Ausstellung in der Kommunalen Galerie Steglitz

Lesen Sie hier den Text des Berichts, falls Sie keine Lautsprecher haben:

Moderator:
Den Sprung nach Berlin wagte jetzt erstmalig der Eckernförder Maler Uwe Svensson. Mit der Kommunalen Galerie Steglitz geriet der Autodidakt zwar an eine durchaus anerkannte Adresse für seine erste Ausstellung dort, doch die Organisatoren meinten es scheinbar nicht so gut mit ihm, stellten sie seine Werke doch getrennt an drei verschiedenen Plätzen aus.
Erika Gerbener hat sich für Sie dort einmal umgeschaut:

Erika Gerbener:
Die Kommunale Galerie Steglitz im 25. Stock des ehemals berüchtigten "Steglitzer Kreisel" - heute ist hier das Bezirksamt untergebracht - ist eigentlich eine recht gute Adresse für Künstler, die zum ersten Mal in Berlin ausstellen, obwohl sie eigentlich nur Eingeweihten und den Mitarbeitern wirklich zugänglich ist. Die Schwelle bis zum 25. Stock ist für viele, die eigentlich nur neugierig sind, doch sehr hoch - für die also, die man eigentlich durch die kommunalen Galerien näher an die Kunst heranholen will.
Und hier - weit oben über dem Lärm der lebhaften Schloßstraße - hängen die Bilder von Uwe Svensson. Miserabel ausgeleuchtet, viel zu eng nebeneinander, in dem breiten Flur, auf dessen beiden Seiten die Fahrstühle liegen.
Zum Glück - oder gerade nicht? - ist in den umliegenden Zimmern der Verwaltung kaum Publikumsverkehr; so huschen nur von Zeit zu Zeit ein paar Angestellte von einem Raum zum anderen. Die wenigsten schauen sich die Bilder an. Wenn man sie fragt, sind sie sich aber alle einig: Diese Ausstellung von Uwe Svensson ist zweifellos eine der besten seit Bestehen der Kommunalen Galerie!
Uwe Svensson lässt sich nicht einordnen, er vertritt keine Stilrichtung. Das hängt sicher eng damit zusammen, dass er die Malerei nie akademisch gelernt und praktiziert hat. Er ist Autodidakt und fing erst an zu malen, als er in seinem Geburtsort Eckernförde mit sehr viel Mut zum Risisko eine Galerie eröffnete. Bis dahin war er bekannt gewesen als exzellenter, schöngeistiger Buchbindermeister.
Seine unkonventionelle Art, mit Farben und Formen umzugehen, hat auf jeden Fall nicht jene peinliche Bemühtheit, wie sie Autodidakten oft eigen ist. Uwe Svensson ist manchmal erstaunlich souverän im Stilistischen. Er hat - was höchst selten ist - manchmal auch Witz!
Ich denke da an den "Paradiespfauenkranich", dessen explodierende Farbigkeit über dem Schwarz sehr lebhaft, fast bewegt wirkt.
Oder an jenes überraschende Ölbild "Rot-Weiß gewinnt": Aus der Entfernung sieht es aus wie eine Collage in rot-weiß, und es ist durchaus auch ein Fußball-Club gemeint, den im Norden unserer Republik sicherlich auch jeder kennt. Es sind da Versatzstücke aus der Werbung, Symbole aus der Sportwelt und - wenn man genauer hinsieht - gekonnt krakelige Zuschauergesichter miteinander kombiniert. Die Zuschauer übrigens sind typisiert; ich meine auch eine Hitler-Karikatur ausgemacht zu haben. Steht hinter all dem der Gedanke der leichten Verführbarkeit der Masse? Vielleicht überinterpretiert, aber das Bild regt dazu an.
Mit hintergründiger Komik ist auch der "Sommerfrischler" in Öl festgehalten: Für mich sieht er aus wie ein rotes Küken mit einem großen gelben Schnabel. Sein Schatten erscheint seitenverkehrt in einer beinahe impressionistischen Landschaft - Beweis, dass Uwe Svensson wirklich ein Künstler ist.
Da fragt man sich dann allerdings, weshalb er Werke ausstellt, die auch von ihm wohl eher als Übungen in Farb- und Formmöglichkeiten verstanden worden sind. Wer Bilder malt wie "Die Popsängerin", in ihrer ganzen Spannung an Farbe und Form, sollte zum Beispiel auf die Ausstellung von "Maritimes im Fernsehen", ein Bild, das - mit Verlaub - auch eine Schülerarbeit sein könnte, verzichten.
Der Berliner Kunstmarkt, der Kunsthandel haben harte Gesetze. Uwe Svensson hätte auch außerhalb der Kommunalen Galerie durchaus eine Chance, wenn er sich entschließen könnte, seine Pinselübungen im Atelier unter Verschluss zu halten.
Auf einem Gebiet allerdings hat Uwe Svensson zweifellos schon Berliner Niveau: Bei den Preisen zeigt er keine norddeutsch-feine Zurückhaltung; da hat er sich den Ansprüchen der selbsternannten Kulturhauptstadt Berlin durchaus angeglichen!