Einführungsrede von Dr. Paul Zubek zum 10-jährigen Bestehen der Galerie Svensson

Uwe Svensson ist vielen in Schleswig-Holstein als tüchtiger Buchbindermeister und mit allem, was damit zusammenhängt, bekannt - bekannter aber ist er sicherlich als Galerist; schließlich war er einer der ersten, der im Lande außerhalb der großen Städte eine Privat-Galerie für zeitgenössische Kunst etablierte und - was wichtiger ist - auch auf Dauer aufrecht zu halten wußte.

Als Maler ist Svensson bisher vollkommen unbekannt; nun tritt er zum zehnjährigen Jubiläum seiner Galerie-Gründung wie mit einem Schlage auch mit einer ganzen Kollektion eigener Bilder hervor.

Uwe Svensson, als Nachkomme schwedischer Einwanderer am 01. April 1941 in Eckernförde geboren, ist als Maler Autodidakt. Sein eigenes malerisches Schaffen beginnt bezeichnenderweise fast gleichzeitig mit der Eröffnung seiner Galerie. Man kann die Frage stellen, ob ihm die in seiner Galerie ausgestellten Werke zum bewunderten Vorbild wurden, und wird diese Frage alsbald im Augenschein von Svenssons Bildern verneinen müssen. Eine Annäherung sei versucht: In Svenssons Gemälden dominiert die Farbe; sie leben gleichsam aus der Farbe,welche als planer Hintergrund, aber auch als Getröpfeltes, als Verwischtes, als Abgeschabtes, wodurch wiederum untergründig andere Farbschichten auftauchen, in Erscheinung treten. Die einen Gegenstand in seiner plastisch-räumlichen Existenz erst manifestierende Zeichnung findet sich kaum oder gar nicht.

Konsequenterweise benutzt Svensson deshalb keine zur Formbeschreibung besonders geeigneten rundgebundenen Haarpinsel, sondern andere Mittel wie Abdeckungen (wo er eine figurative Grundform als Hauptmotiv einer Komposition beabsichtigt), sonst aber den auch farbvertreibenden Breitpinsel, den Spachtel und dazu Drucktypen.

Genauso wichtig - wenn nicht wichtiger - sind Svensson die gleichsam "zufälligen" Formen, die allerdings genau kalkuliert sind. Sie werden gewonnen durch das Zusetzen von Lösungsmitteln, welche die Farben zum Fließen auf dem Malgrund bringen. Svensson hat allen seinen Bildern dezidiert Titel gegeben - Assoziationen zum Gemeinten, zum farbig-formalen Bestand. Manche dieser Titel wird man ohne weiteres nachvollziehen können und - je nach Temperament - witzig oder skandalös finden.

Manches erscheint im ersten Kontext als vorgründig, das meiste aber kommt aus tieferen Schichten - aus Schichten seelischer Spannung und Gestimmtheit.

Man könnte zu dem künstlerischen Schaffen Uwe Svenssons in dieser Hinsicht Begriffe wie den der "privaten Mythologie" heranziehen, trifft damit aber nicht den Kern. Svenssons Kunst hat - ihm sicher unbewußt und unbekannt - einen eminent skandinavischen Zug; unschwer ließen sich zahlreiche Parallelen zu seinem Schaffen in der zeitgenössischen dänischen und schwedischen Kunst aufzeigen. Mag es sein, daß der Erbteil seiner schwedischen Ahnen dominierend hervortritt?

Paul Zubek